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2003_aegypten

6. November 2003: “Neckermann machts möglich !”

Nach 13 Jahren Individualreise steht mir meine erste Pauschalreise bevor. Bin mal gespannt wie das so abläuft und organisiert ist. Einen Tag vor Abflug bekam ich vom Reisebüro noch mitgeteilt, dass der Flug um 1,5 Stunden nach vorne verlegt wurde. Das bedeutet den frühesten Zug um 5:25 Uhr nach Stuttbart nehmen. Beim Boarding hatte der Flieger doch einige Zeit Verspätung. Zu allem Überfluss musste die Maschine aus Gründen eines fehlenden “Landungsslots” in Ägypten mit allen Touristen an Bord noch eine dreiviertel Stunde auf dem Flugfeld warten, sodass die nach vorne verlegte Flugzeit sich praktisch erübrigte. Hätte locker noch ne Stunde länger liegen bleiben können. Nach knapp vier Stunden Flug in Sharm El Sheikh angekommen war das Chaos perfekt. Die Behörden am dortigen Flugplatz sowie die vielen Reiseleiter der einzelnen Reiseunternehmen, einschiesslich des von Neckermann, waren mit der Anzahl der gleichzeitig gelandeten Maschinen und der damit verbundenen hunderten von ankommenden Touristen total überfordert. Mir kommt’s so vor als ob halb Europa, Russland und Ostdeutschland inclusive, gerade zur selben Zeit Urlaub machen will wie ich. Soweit ich das abschätzen kann sind zur gleichen Zeit ca. 5 – 10 Ferienflieger mit je 200 Touries gelandet. Davon allein drei von Thomas Cook (Neckermann). Da das Visum im Pauschalpreis inbegriffen ist wird dieses am Thomas in die Pässe geklebt. Aber anstatt dieses schon im Flugzeug auszugeben musste man erst mal 45 Minuten am Thomas Cook Schalter Schlange stehen. In der Zwischenzeit hat sich an den wenigen Schaltern der Immigration natürlich eine riesige Menschentraube versammelt – also nochmal 45 Minuten warten. Es grenzt schon an ein Wunder, dass das Gepäck noch neben dem Gepäckband steht und nicht von irgend jemand anderem weggenommen wurde. Ein arabischer “Neckermann-Boy” verweiste mich dann auf eine Touristen-Sammelstelle ausserhalb des Flughafengebäudes. Hier stehen schon ca. 25 Busse zum Abtransport bereit – die “Menschenschieberei” geht also weiter. Die Reiseleiterin verteilt die Leute auf die einzelnen Busse. Nach weiteren 15 Minuten des Wartens bin ich an der Reihe. Sie blä,ttert in ihren Listen, kann meinen Namen jedoch nicht finden und sagt mir ich solle noch etwas warten. Ein älteres deutsches Ehepaar steht neben mir. Man hat ihnen gesagt, in den Bus mit der Nr. 444 einzusteigen und ihnen die Richtung angezeigt in welcher dieser zu finden ist. Fünf Minuten später stehen sie wieder völlig aufgelöst und fertig von der Hektik an der Neckermannsammelstelle denn sie haben den Bus nicht gefunden. Wie auch – der steht ja auch in der anderen Richtung als man ihnen angezeigt hat. Als fast alle Touristen auf die Busse verteilt sind wage ich es, nochmal die Reiseleiterin darauf hinzuweisen, dass ich ja auch irgendwo unterkommen möchte. Drei mal die Liste runtergeblättert und 2 mal raufgeblättert findet sie tatsächlich auch meinen Namen. Da mein erster Eindruck vom Pauschaltourismus durch die vielen Pannen und die lange Warterei schon getrübt ist, wundert es mich nicht allzusehr als sie mir unterbreitet, dass mein im Reisebüro stundenlang ausgesuchtes Hotel überbucht ist und ich in einem anderen Hotel untergebracht werden soll. Zum Protest bleibt mir jedoch keine Zeit denn die Busse fahren schon ab.

Wegen der Verlegung in ein anderes Hotel fand dort natürlich auch keine Begrüssung und Unterweisung statt. Ich bekam an der Rezeption meinen Zimmerschlüssel und musste mich selbst auf die Suche nach demselben machen. Von der “einschlägigen” Reise gestresst machte ich mich auf zur Hotelbar um den erlebten Ärger runterzuspülen. Ich traf dort Rainer aus Berlin. Mit ihm trank ich ein paar Bier. Mein All Inclusive Ticket erlaubte mir dieses ohne Zusatzkosten zu trinken. Der Barkeeper erklärte mir jedoch dass ich entgegen der im Neckermann-Katalog zugesicherten allen einheimischen alkoholischen Getränke lediglich einheimisches Dosenbier nicht jedoch einheimisches Flaschenbier umsonst haben könnte. Das heist also im wohlverdienten Urlaub Zunahme von Flüssignahrung aus der Dose. Wegen der Abrechnung muss man für jedes Bier eine Quittung unterschreiben. Habe selten so viele Autogramme gegeben.

——– EIN DREIFACHES HOCH DEM PAUSCHALTOURISMUS ——–

7. November 2003: "Ausruhen am Strand"

Am nächsten Morgen war schnell klar, dass das Hotel nicht wie versprochen direkt am Strand liegt, sonder ca. 1,5 km davon entfernt. Wenigstens gibt es einen Shuttle-Service vom Hotel. Was ich dann zu sehen bekam kann man beim besten Willen nicht mit Strand bezeichnen. Ich würde es eher als Zugang zum Meer deklarieren. Auf einer steilen Treppe geht es eine Klippe hinunter. Unten ist ein schmaler felsiger Streifen von 30 m Länge und 8 m Breite. Darauf stehen ca. 150 Liegestühle. Bis zu den Nachbarliegestühlen bleibt ca. 10 cm Platz. Ölsardinen haben bestimmt mehr Platz. Links von mir liegen Italiener und rechts von mir Russen. Dazu kommen noch die Ägypter die einem ständig was verkaufen wollen. Bin also bestens unterhalten.

8. November 2003: Sinai Divers

Den vormittag war ich am Pool im Hotel - ein Tag "Ölsardie" reicht. Nachmittags gings dann mit dem Hotel Shuttle Service in die Naama Bay, einem etwa 6km entfernten Touristen-Zentrum. Dort ist das Office der Sinai Divers bei denen ich schon per eMail von Zuhause aus drei Tage tauchen reserviert habe. Ich checke ein bei denen, d.h. ich bekomme die Tauchausrüstung. Abends sind Rainer und ich in Sharm El Sheikh am 'alten Basar'. Nach langem Feilschen kaufe ich mir das am meisten angebotene und auch verkaufte Souvenir Ägyptens - eine Wasserpfeife. Das passiert mir als 100%igem Nichtraucher!

9. November 2003: Erste Tauchfahrt

Nach dem Frühstück holt mich der 'Transfer' von den Sinai Divers am Hotel ab. Heute geht's zum Eingewöhnen ans Hausriff. Vormittags tauchen wir am 'Tempel' und nachmittags in 'Ras um Sid'. Guide ist die Deutsche 'Angie'.

10. November 2003: Zweite Tauchfahrt

Am Vormittag tauchen wir im Nationalpark 'Ras Mohammed'. Was ich dort erlebe sprengt alles bisher gesehene beim Tauchen. In erster Linie jedoch nicht was die Unterwasserwelt angeht, sondern die Vielzahl der Boote und Taucher. Es liegen mindestens 20 Boote vor Anker. auf jedem Boot sind ca 10 - 15 Taucher. Zu Beginn des Tauchgangs habe ich fast mehr Taucher als Fische gesehen. Später wurde es dann besser. Das Highlight dieses Tauchgangs war wohl ein grösserer Schwarm Baracudas und ein Schiffswrack auf dem Meeresgrund. Die 'Yolanta' hatte beim Untergang eine grössere Menge Klo-Schüsseln geladen. Die liegen jetzt alle auf dem Meeresgrund. Sieht "urig" aus. Drauf setzen sollte man sich jedoch nicht, denn manchmal verstecken sich Muränen drin. Die Strömung in Ras Mohammed ist relativ stark was das Tauchen nicht unbedingt erleichtert. Nachmittags tauchen wir um die Ecke in 'Ras Joslani'. Dieses Riff wurde erst vor kurzem für Taucher zugänglich gemacht. Hier sind die Korallen noch alle intakt. Unser Guide an diesem Tag war der Ägypter "Miro".

11. November 2003: Dritte Tauchfahrt

Heute tauchen wir an den Riffen vor der Insel 'Tiran'. Zuerst am 'Thomas Reef', dann am 'Jackson Reef' und auf der Rückfahrt am Hausriff 'Garden'. Unser Guide an diesem Tag war wieder der Ägypter "Miro" und der Schweizer "Andy".

12. November 2003: Wieder mal Neckermann

Um wenigstens eine Bestätigung über das vorgefallene zu bekommen habe ich mich in das Büro von Neckermann in der Naama Bay begeben. Dort hat man mir eine Gesprächsnotiz, besser gesagt einen "Zettel" mit meinen Beanstandungen ausgefüllt. Diese Notiz genügt meiner Ansicht nach keinesfalls einem offiziellen Dokument da weder ein Logo von Thomas Cook, Neckermann oder Bucher darauf zu sehen ist. Nach langem Verhandeln und noch längerem Suchen wird mir der ausgestellte "Zettel" wenigstens noch abgestempelt.

13. November 2003: Rückflug

Da ich in einem anderen Hotel als geplant war absteigen musste, musste ich natürlich auch den Rücktransport zum Flughafen selbst regeln. Dort dasselbe Chaos als am Ankunftstag. Da man mich in ein anderes Hotel verlegt hat muss ich mich natürlich auch um die Abfahrtszeit vom Hotel und die Abflugzeit selbst kümmern. Wegen der vielen Maschinen und des kleinen Flugplatzes wurde unsere Maschine zur selben Zeit am gleichen Gate mit einer anderen Maschine abgefertigt. D.h. wenn man nicht aufpasste und in einen falschen Bus eingestiegen ist wäre der Ankunftsort nicht Stuttgart sonder vielleicht Moskau gewesen.

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